Programmautomatik in der Fotografie

Als Programmautomatik wird eine Belichtungsautomatik bei automatischen Kameras bezeichnet, bei der sowohl die Belichtungszeit des Verschlusses als auch die Blendenzahl durch die Belichtungsmessung der Kamera bestimmt werden. Kameras, die über eine Programmautomatik verfügen, werden auch als Vollautomaten bezeichnet.

Die Programmautomatik hat den Programmverschluss älterer Kameras verdrängt.

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Die Auswahl der Zeit-/Blendenkombination der Kamera ist immer ein Kompromiss zwischen einer optimalen Blende für ausreichende Schärfentiefe und einer ausreichend kurzen Belichtungszeit für bewegte Motive und Verwacklungsfreiheit.

Die meisten modernen Spiegelreflexkameras und Kompaktkameras verfügen über eine Programmautomatik, es gibt jedoch erhebliche Unterschiede in der Leistungsfähigkeit und "Intelligenz" dieser Automatiken. So verfügen beispielsweise bereits die 1985 eingeführten Kleinbild-Spiegelreflex-Kameras der AF-Modellreihe von Minolta über eine microprozessorgesteuerte Programmautomatik mit automatischer Multi-Programmwahl auf Weitwinkel-, Standard- und Tele-Programm sowie ein Programm-Shift.

Multi-Programmwahl und Programmautomatik

Die Steuerungsautomatik der Kamera berücksichtigt bei der Multi-Programmwahl automatisch die Brennweite des an die Kamera angesetzten Wechselobjektivs und kann dann auf ein spezifisches Weitwinkel-, Standard- oder Tele-Programm zurückgreifen. Mit einem Objektiv längerer Brennweite (ab 105mm) schaltet die Kamera beispielsweise auf das Teleprogramm um, das nach Möglichkeit eine Kombination mit größerer Blende und kürzerer Belichtungszeit wählt, um Verwacklungen vorzubeugen. Der Leistungsumfang dieser bereits erheblich verbesserten Programmautomatiken wurden in neueren Kameragenerationen erheblich erweitert und versucht heutzutage beispielsweise, anhand der Bewegung des durch den Autofokus identifizierten Hauptmotivs zu ermitteln, ob es sich um ein statisches oder schnell bewegliches Objekt handelt und die Zeit-/Blendenkombination dementsprechend weiter anzupassen.

Programm-Shift und Programmautomatik

Als Programm-Shift wird eine Funktion bezeichnet, manuell in die von der Programmautomatik ermittelte Zeit-/Blendenkombination einzugreifen und deren Werte zu verschieben, wobei jedoch eine korrekte Belichtung im Rahmen des in der aktuellen Lichtsituation möglichen immer gewährt bleibt. Ändern sich die Lichtverhältnisse, so berücksichtigt dies die Programmautomatik in seinem parallel verschobenen Verlauf.

Hat man beispielsweise die von der Programmautomatik ermittelten Werte um zwei Belichtungsstufen hin zu einer kürzeren Belichtungszeit verschoben und visiert eine dunklere Partie des Motivs an, so wird die Belichtungszeit wieder länger und die Blende wird weiter geöffnet; in jeder Kombination bleibt dann jedoch die Belichtungszeit um zwei Belichtungsstufen kürzer und die Blende um zwei Stufen größer als in der von der Kamera eingestellten Zeit-/Blendenkombination.

Praxis und Programmautomatik

Sowohl Verschlusszeit als auch Blendenzahl sind fotografische Gestaltungsmittel, mit der wichtige Eigenschaften des Bildes wie die Schärfentiefe beeinflusst werden; ein Fotograf, der sich auf die Automatik seiner Kamera verlässt, verzichtet daher in einem beträchtlichem Umfang auf die bewusste Gestaltung seines Bildes. Eine Programmautomatik wird dann eingesetzt, wenn die Kamera keine anderen Steuerungsmöglichkeiten der Belichtung ermöglicht oder wenn keine Zeit für die bewusste Bildgestaltung vorhanden ist, z.B. bei der Schnappschussfotografie.

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