Innenfokussierung in der Fotografie

Innenfokussierung, abgekürzt IF, ist eine Konstuktionsart von Objektiven, bei der die Entfernungseinstellung nicht durch eine Verschiebung des ganzen Objektivs, sondern nur von einer oder mehreren Linsen innerhalb des Objektivs erfolgt. Die übrigen Linsen, insbesondere die Frontlinse, behalten ihren Abstand von der Bildauffangebene (Film oder Bildsensor) bei, wodurch sich die Baulänge des Objektivs nicht ändert.

Problematik der Innenfokussierung

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Gewöhnliche Objektive fokussieren dadurch, dass sich das gesamte Linsenpaket in Richtung ihrer optischen Achse verschiebt. Dies führt beim Einstellen auf nahe Motive zu einer größeren Baulänge und einer damit verbundenen Schwerpunktverlagerung. Hinzu kommt, dass mit dem Verstellen aller Linsen eine große Masse bewegt werden muss, die das Fokussieren verlangsamt. Diese Effekte sind für kurze Brennweite bedeutungslos, bei Teleobjektiven aber beträchtlich und von großem Nachteil. Deswegen werden Kameraobjektive ab etwa 3facher Vergrößerung gegenüber der Normalbrennweite, bei Kleinbild also etwa ab 150 mm, seit den 1970er Jahren zunehmend mit Innenfokussierung gebaut.

Objektive mit Innenfokussierung lassen sich kompakter und leichter bauen, was insbesondere bei langen Brennweiten günstig ist. Auch verlagert sich der Schwerpunkt beim Fokussieren kaum, so dass bei Stativaufnahmen keine Änderung der Stativbelastung und somit kein störendes Kippen der Kamera (durch die Elastizität des Stativs) erfolgt. Von Nachteil kann allerdings sein, daß sich im Allgemeinen die Brennweite mit der Entfernungseinstellung ändert.

Funktionsweise der Innenfokussierung

Bei konventioneller Fokussierung bleiben die Abstände der Linsen voneinander stets gleich. Das Linsenpaket besitzt eine Unendlicheinstellung und lässt sich von dieser ausgehend von der Kamera weg verschieben. Um ein Motiv in gegebener Entfernung scharf abzubilden, ist eine bestimmte Entfernung des Linsenpakets (genauer: der bildseitigen Hauptebene) von der Film- bzw. Sensoerebene einzustellen. Diese Auszug genannte Verschiebung des Objektivs hängt neben der Motiventfernung auch von der Brennweite des Objektivs ab. Sie wird mit zunehmender Brennweite größer.

Wenn man auch die Abstände der Linsen voneinander ändert, wie es bei der Innenfokussierung der Fall ist, verschiebt sich nicht nur die bildseitige Hauptebene, sondern es ändert sich im Allgemeinen auch die Brennweite und damit der einzustellende Abstand der Hauptebene vom Film. Somit gibt es zwei Möglichkeiten, die Scharfeinstellung zu realisieren:


In der Regel nutzt man beide Effekte gleichzeitig.

Bei der Innenfokussierung werden nur ausgewählte Linsen im hinteren Bereich des Objektivs verschoben. Diese Linsen sind relativ klein und leicht und müssen sich meist nur wenig bewegen, und beeinflussen den Objektiv-Schwerpunkt infolgedessen nur unbedeutend. Auch lassen sie sich sehr schnell verstellen, sowohl mit der Hand, wie auch durch einen Autofokusmotor. Da die vorderen Linsen, insbesondere die Frontlinse, nicht zu den verstellten Linsen gehören, bleibt die Objektiv-Baulänge unverändert. Die verringerte Brennweite und somit Vergrößerung bei Naheinstellung hat in der Praxis keine Bedeutung. Im Gegensatz zum herkömmlichen Verfahren kann sich aber die Verzeichnung des Objektivs mit der Entfernung ändern.

Anstatt ausgewählte Linsen zu verschieben, kann man die Entfernung auch verstellen, indem man Linsen auswechselt. Dies führt zu einer stufenweisen Fokussierung und findet bei Polaroid-Sofortbildkameras Anwendung (siehe Polaroid).

Vorteile der Innenfokussierung


Besonderheit: Hinterlinsenfokussierung

Die Hinterlinsenfokussierung (engl. rear focus, RF) ist eine Spielart der Innenfokussierung. Dabei wird die hinterste Linse oder Linsengruppe verschoben.

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